Im Oktober 2017 haben die NaturFreunde Deutschlands und die Naturfreundejugend Deutschlands gemeinsam die Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz (FARN) gegründet. FARN untersucht die historischen und aktuellen Verknüpfungen des deutschen Natur- und Umweltschutzes mit extrem rechten und völkischen Strömungen.
Naturschutz und Rechtsextremismus?
Natur- und Umweltschutz wird in der Öffentlichkeit zumeist als eine junge Bewegung wahrgenommen und zudem mit alternativen Lebensstilen, liberalen Werten und linkspolitischen Strömungen verknüpft.
Die mehr als 100-jährige Geschichte des deutschen Naturschutzes, die immer wieder auch Verknüpfungen und Überschneidungen mit nationalchauvinistischen und völkischen Ideen und Strömungen aufweist, ist kaum jemandem präsent.
Auch die Verstrickungen des deutschen Natur- und Umweltschutzes mit den Schrecken des Faschismus sind in der Öffentlichkeit wenig bekannt. In der NS-Ideologie war der Naturbegriff geodeterministisch geprägt. Natur wurde primär als Lebensraum für das „Volk“ gesehen und von dessen Kultur überformt. So wurden Landschaften zum vermeintlich sichtbaren Ausdruck völkischer Kultur.
Personelle und ideologische Kontinuitäten bis hinein in den bundesrepublikanischen Naturschutz sind in großer Zahl vorhanden. Konrad Lorenz, Reinhold Tüxen, Heinrich Wiepking-Jürgensmann und Alwin Seifert sind nur einige Beispiele. Eine systematische Aufarbeitung hat bis heute nicht stattgefunden.
Wie relevant ist das heute?
Extrem rechte Einzelpersonen und Gruppierungen engagieren sich im Natur- und Umweltschutz. Sie wehren sich gegen Gentechnik und Atomenergie. Wir begegnen ihnen auf Demonstrationen gegen Freihandelsabkommen und gegen eine ausbeuterische industrialisierte Landwirtschaft.
Die Grenzen zwischen den politischen Lagern scheinen zu verschwimmen. Tatsächlich decken sich viele Forderungen der grünen Braunen mit denen von (Jugend-) Umweltverbänden und Naturschutzorganisationen.
Erst bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass die politische Verortung von Natur- und Umweltschützer*innen eben nicht irrelevant ist. Zwar gibt es tatsächlich viele gesellschaftspolitische Forderungen im Bereich des Natur- und Umweltschutzes, die in allen politischen Lagern gleich zu sein scheinen, die Herleitungen und Begründungen unterscheiden sich jedoch deutlich. So ist der rechte Natur- und Umweltschutz stets verknüpft mit rassistischen, biologistischen und völkischen Ideen – etwa mit den Neu-Rechten-Konzepten vom „Ethnopluralismus“ oder der „Umvolkung“. Hier geht es immer auch um die Ideen von „angestammten Territorien der Völker“, um die „Reinhaltung“ von Staaten und Gesellschaften, um die „Verteidigung des Eigenen“ und schließlich auch um Remigration und Schutz der Grenzen.
FARN will personelle und konzeptionelle Kontinuitäten im Natur- und Umweltschutz sichtbar machen. Die Fachstelle wird Schnittmengen und Anknüpfungspunkte von rechten Positionen im Natur- und Umweltschutz identifizieren und Vermeidungsstrategien erarbeiten. Präventionskonzepte für Jugendliche und junge Erwachsene werden konzipiert.
FARN wurde von 2017 bis 2019 gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.