Während die extreme Rechte auch zu Corona ihre Verschwörungsideologien spinnt, können sich rechtsökologische Kräfte amüsiert zurücklehnen und zuschauen, wie sozialdarwinistische Argumentationen an vielen Stellen in der Gesellschaft aus dem Boden sprießen. Wir möchten alle dazu aufrufen, ihre Äußerungen und Denkweisen über die jetzige Situation zu reflektieren.
Ja, es ist vollkommen okay, darauf hinzuweisen, was das Zurückfahren der Wirtschaft, des Tourismus, des Flugverkehrs und vieles mehr gerade für CO2-Ziele oder für Delfine in italienischen Häfen bedeutet. Ja, es ist auch in Ordnung, darauf hinzuweisen, dass Klima- und Umweltschutzmaßnahmen doch besser greifen könnten, wenn nur der politische Wille da wäre. Das sind alles Beobachtungen und Ansätze, aus denen wir für die Zukunft lernen und legitime Argumente für die Erreichung einer globalen Klimagerechtigkeit ableiten können,
Aber NEIN, es ist absolut nicht in Ordnung, das in Zusammenhang mit dem Leiden und Sterben von den Betroffenen, zumeist den Alten und Schwachen, zu setzen. Und NEIN, der Mensch ist keine Krankheit, welche die Erde befallen hat. Und NEIN, das Virus ist keine Selbstverteidigung der Erde gegen uns Menschen. Diese Aussagen sind unzulässige und menschenfeindliche Biologismen. Darin steckt das sozialdarwinistische Denken, das ökofaschistische Terroristen in ihren Manifesten darlegen und das ist genau das Denken, das zu den furchtbaren Programmen menschlicher Auslese und Eugenik geführt hat.
In dem Ganzen ist aber noch etwas impliziert, worauf sich nicht nur völkisches Denken, sondern der gesamte Kapitalismus und ihre Anhänger*innen stützen: Die Einteilung von Leben in Wertigkeit nach dem Leistungsprinzip. Über die eklatante Ungerechtigkeit von Lohnunterschieden wurde in der aktuellen Ausnahmesituation schon vieles richtiges gesagt, weil deutlich wird, welche Menschen gerade das System am Laufen halten. Aber genau in der Logik dieses Systems werden alle nach Leistung beurteilt und die Menschlichkeit fällt dabei hinten rüber. Darum bedarf es der Solidarität von uns allen. Es sind Menschen, die von dem Virus bedroht sind. Und wie tief muss sozialdarwinistisches Denken in den Köpfen verankert sein, wenn man diese als „überflüssig“ darstellt und sich auf eine natürliche Selektion beruft?
Lasst uns diese Pandemie gemeinsam solidarisch überstehen und dann erneut für ein gutes Leben für alle streiten. Mit Solidarität statt Sozialdarwinismus für Klimagerechtigkeit!
Yannick Passeick