
Ein zentraler Bestandteil der nationalsozialistischen Weltanschauung und der Organisation der Landwirtschaft war die sogenannte „Blut und Boden“-Ideologie.
Sie basiert auf der Verknüpfung einer eindeutigen „reinen“ arischen Abstammung mit einem vermeintlich dazugehörenden Siedlungsgebiet. In der NS-Ideologie spielen naturnahe bäuerliche Gemeinschaften eine wichtige Rolle und werden als eine zu erstrebende Lebensform angesehen. Die nordischen Menschen seien durch ihre Herkunft mit dem nordischen Boden eng verbunden. Diese Verbindung von „Volk“ und „Raum“ stellte die Grundlage für einen „gesunden Staat“ dar.
Andere „Völker“ seien durch ihre fehlende Verwurzelung mit der Landschaft nicht in der Lage, eine ordentliche Landwirtschaft zu betreiben – mit den „anderen Völkern“ war vor allem das angebliche „jüdische Nomadentum“ gemeint.
Dieser Begriff geht auf Oswald Spengler und sein Werk „Der Untergang des Abendlandes“ von 1922 zurück und wurde von völkischen Siedlern wie den Artamanen und später dem Leiter des Rasse- und Siedlungshauptamts der SS, Walther Darré („Neuadel aus Blut und Boden“, 1930), populär gemacht. Darré missfiel die Konzentration der Bevölkerung in städtischen Ballungsräumen, da Städte vor allem als Ort von Krankheiten, „falscher“ Modernität und insgesamt „undeutschem“ Leben galten. So sollte mithilfe der „Blut und Boden“-Politik eine Umstrukturierung des deutschen Reiches zu einer bäuerlichen Gesellschaft vollzogen werden.
Für diese Umstrukturierung benötigte man allerdings mehr Fläche. Deshalb ging damit einher die Planung von Vernichtungskriegen im Osten, um mehr „Lebensraum“ für das deutsche Volk zu schaffen. Im Zuge der Ermordung und Deportation der Bevölkerung in den eroberten Gebieten sollte auch die jeweilige Landschaft an die typisch „deutsche“ Landschaft angepasst werden. Denn in der NS-Logik sind Menschen und ihre Umgebung geodeterministisch miteinander verbunden. Das heißt, für eine bäuerliche Landwirtschaft von „blutsreinen“ Ariern im Osten Europas müsste zunächst auch die Landschaft angepasst werden.
Seit den 1920er Jahren spiegelte sich die Vorstellung einer „rassischen Höherwertigkeit“ auch in der Literatur wieder. Es wurden vermehrt Romane verfasst, die von einem gerechtfertigten und notwendigen Anspruch auf Landnahme durch Deutsche handelten. Die Präsenz und Wiederholung derartiger Gedanken hatte dementsprechend eine verstärkende Wirkung auf die Unterstützung der NSDAP durch große Teile der Bevölkerung.