Das Unwort des Jahres 2023 ist ein Paradebeispiel für neu-rechte Diskursverschiebung im Zuge ihrer sogenannten Metapolitik und „Kulturrevolution von rechts“. Ursprünglich stammt der Begriff aus der Migrationswissenschaft, um objektiv die Rückwanderung von Personen oder Bevölkerungsgruppen nach vorheriger Auswanderung zu beschreiben.
Seit Mitte der 2010er Jahren wird der Begriff allerdings von extrem rechten Kräften wie der Identitären Bewegung verwendet, um ein neutral klingendes Wort für die gewaltvolle und rassistische Ausweisung und Deportation von Menschen mit Migrationsgeschichte aus Deutschland oder Europa zu verwenden. Ganz deutlich wurde das Anfang 2024, als Correctiv ihre Recherche zu dem Treffen von Potsdam, in dem der Identitäre Martin Sellner vor Parteimitgliedern von AfD, CDU (inzwischen ausgeschlossen) und Unternehmer*innen seine rechtsextreme Version des Konzepts vorgestellt hat – passend zu seinem gleichnamigen Buch, was kurz darauf ein Bestseller wurde.
Der thüringische AfD-Vorsitzende Höcke sprach im Dezember 2023 sogar davon, dass es ökologisch sinnvoll sei, 20-30% der Bevölkerung in Deutschland auszuweisen und schließt damit an malthusianistische Argumente an.
Trotz der bundesweiten großen Protestwelle gegen Rechtsextremismus und für Demokratie Anfang 2024 freute sich Martin Sellner im November 2024 in seinem Telegram-Kanal darüber, dass der Begriff „Remigration“ inzwischen normalisiert sei und die Migrationspolitik sämtlicher demokratischer Parteien bestimme. Diese Beurteilung sollte demokratische Akteur*innen aufwecken. Die Strategie der Metapolitik geht auf, wenn sie nicht verstanden wird.