Der Sozialdarwinismus ist einer der grundlegendsten Bestandteile eines rechtsextremen Weltbilds. Es geht um die Übertragung von Erkenntnissen aus der Evolutionslehre auf menschliche Gesellschaften und einen daraus resultierenden ewigen „Kampf ums Dasein“. Übertragungen aus der Biologie auf menschliche Gesellschaft werden „Biologismus“ genannt.
Herbert Spencer wird als Gründer dieser Denktradition angesehen. Für ihn war das Prinzip „survival of the fittest“ (Überleben der am besten Angepassten) auch das Grundprinzip der menschlichen und gesellschaftlichen Entwicklung. Nach dieser Annahme gilt das „Recht des Stärkeren“ sowohl im Bereich der Wirtschaft als auch zwischen Individuen und Staaten.
Mit der Übernahme solcher Theorien durch Darwinisten wie Ernst Haeckel kamen auch bald Vorstellungen von der Züchtung von Menschen dazu. Die Hypothese von der unterschiedlichen Wertigkeit menschlichen Lebens erfreute sich großer Beliebtheit und führte schließlich zu einer Politik der „Eugenik“ und „Rassenhygiene“ im NS-Regime. Die Nationalsozialisten rechtfertigten damit ihren Massenmord an Menschen, die aus ihrer Sicht weniger wert als sie waren. Entweder, weil sie nicht zum „deutschen Volk“ gehörten wie jüdische Menschen, oder als „Belastung für den Volkskörper“ galten wie Menschen mit Behinderungen und viele weitere Gruppen. Auch die Vernichtungskriege zur Gewinnung von „Lebensraum im Osten“ wurden sozialdarwinistisch damit gerechtfertigt, dass die natürliche Überlegenheit des „deutschen Volkes“ zu einer legitimen Ausbreitung des Gebietes führen müsse.
Zur Wahrheit gehört auch, dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts Vorstellungen von der Fortpflanzung „gesunder“ Menschen auch in liberalen und sozialdemokratischen Kreisen verbreitet waren. Sonderlich überraschend ist das nicht, denn die Annahme sich selbst regulierender freier Märkte, in denen sich die Stärksten durchsetzen basieren letztlich auf dem gleichen Prinzip. Wohlfahrtstaatliche Einrichtungen und Umverteilungsmaßnahmen dienen als Ausgleich und werden seit jeher von wirtschaftsliberaler Seite attackiert. Genauso wie auch von rechtsextremer Seite: Dort aber herrscht die Überzeugung von der Ungleichwertigkeit von Menschen zweifellos stärker vor.
Die Kategorisierung von Menschen in verschiedene Rassen und damit auch in verschiedene Wertigkeiten ist wissenschaftlich längst widerlegt. Derartige Einteilungen oder Versuche der Legitimierung durch sozialdarwinistische Argumente lassen sich nicht mit der Unantastbarkeit der Menschenwürde vereinen und müssen daher deutlich benannt und zurückgewiesen werden.