Bei der Beschäftigung mit der extremen Rechten taucht immer wieder der Begriff „neu-rechts“ auf. Zur Einordnung politischer Gruppierungen, Publikationen oder Ideologien wird zwischen der sogenannten „Neuen Rechten“ und anderen rechten Spektren unterschieden. Aber wie genau unterscheidet sich die „Neue Rechte“ eigentlich von einer „Alten Rechten“ und was ist tatsächlich neu daran?
Die Bezeichnung „neu-rechts“ kam in den 1960er-Jahren als Reaktion auf die sogenannte „Neue Linke“ der 68er-Bewegung auf. Der Nationalrevolutionär Henning Eichberg verfasste eine Schrift für die „Aktion Neue Rechte“ und galt bis zu seinem Tod als ein einflussreicher Vordenker der Neuen Rechten – er ist unter anderem der Urheber des Begriffs „Ethnopluralismus“.
Die Bezugnahme auf den Ethnopluralismus ist eines der entscheidenden Merkmale der Neuen Rechten. Das Existenzrecht aller Kulturen und Ethnien wird demnach bedingungslos anerkannt, sofern die Menschen unter sich auf dem für sie vorgesehenen Gebiet bleiben. Damit grenzen sich neu-rechte Ideologien von Vernichtungsideologien der NS-Zeit ab. Obwohl auch in neu-rechten Kreisen Geschichtsrevisionismus eine wichtige Rolle spielt, werden generell die Verbrechen des NS-Regimes verurteilt. Dazu passt auch die ideologische Verbindung zur sogenannten „Konservativen Revolution“ der Weimarer Zeit. Der von Armin Mohler geprägte Sammelbegriff für völkisch-nationalistische Theorien umfasst Theoretiker wie Carl Schmitt und Arthur Moeller van den Bruck. Beide sahen im politischen Liberalismus die größte Bedrohung für das deutsche Volk und plädierten für einen starken, ethnisch homogenen Staat. Anhand der Personalie Carl Schmitt zeigt sich, dass die Abgrenzung zum Faschismus nicht so deutlich war, wie die neu-rechten das heute gerne darstellen – so gilt Schmitt als „Kronjurist des Dritten Reiches“, der dem aufkommenden Faschismus freudig entgegenblickte.
Die Neue Rechte zeichnet sich durch eine gewisse Intellektualität aus. Ob nun Carl Schmitt oder Martin Heidegger, Ernst Jünger oder Oswald Spengler – namhafte Theoretiker*innen werden in den zahlreichen neu-rechten Publikationsorganen wie Sezession oder Junge Freiheit wiederbelebt. Dabei weitet sich der Blick auch auf den marxistischen Vordenker Antonio Gramsci, dessen Konzept der Erringung von kultureller Hegemonie im „vorpolitischen Raum“ als „Metapolitik“ von rechts betrieben wird. Die Neue Rechte konzentriert sich auf den „Kampf um die Köpfe“ und überlässt die „Kämpfe um Straße und Parlamente“ anderen Gruppierungen der extremen Rechten.
Ein weiterer Unterschied zur „Alten Rechten“ besteht in dem Versuch, das gemäßigtere konservative Lager zu erreichen. Mithilfe der Abgrenzung vom Nationalsozialismus und der Konzentration auf Identitätspolitik sprechen die Neu-Rechten bürgerliche Kreise an. In ihrer Vernetzung bis in gemäßigt-konservative Kreise liegt auch die Gefahr, die von neu-rechter Agitation ausgeht. Ihre Ideologie ist geprägt von völkischem Rassismus. „Neu“ ist an dieser Rechten nur, dass sie andere Begriffe dafür benutzt.